Bild mit vier weiblichen Jugendlichen

Modellprojekt JMD Digital

Besonders in ländlichen Regionen Deutschlands ist der Zugang zu wichtigen Beratungsstrukturen für junge Menschen mit Migrationsgeschichte erschwert. Beratungsangebote sind oftmals gar nicht bekannt oder werden auf Grund großer räumlicher Distanz und einem damit verbundenen erhöhten Zeit- und Kostenaufwand kaum oder gar nicht in Anspruch genommen. 
 


Das Ziel des Projekts "JMD digital - virtuelle Beratungsstrukturen für ländliche Räume" ist, digitale Verbindungswege zu erschließen und auszubauen, um junge Ratsuchende fernab großer Städte dennoch erreichen und ganzheitlich unterstützen zu können. So sollen Jugendliche im Sinne einer lebensweltorientierten Arbeit in ihrem vertrauten Online-Umfeld abgeholt werden. Hierzu werden bereits bewährte Online-Angebote, wie das Beratungsangebot JMD4You weiterentwickelt, sowie neue virtuelle Beratungsansätze, wie Digital Streetwork, modellhaft erprobt.

Die digitalen Strukturen sowie das erworbene Fachwissen und die Erkenntnisse der Projektmitarbeitenden sollen als Arbeitshilfen und Schulungen an andere JMD-Standorte weitergegeben werden. Auf diesem Weg kann JMD digital über die Projektlaufzeit hinaus für die weitere digitale Arbeit und zukünftige Digitalisierungsprozesse in der JMD-Landschaft dienen.

Projektstruktur

Das Projekt ist trägerübergreifend an bundesweit 16 Modellstandorten vertreten. Diese befinden sich in ländlich gelegenen Regionen in 13 Bundesländern. Die 16 sozialpädagogischen Fachkräfte arbeiten als Online-Team an der Ausarbeitung von pädagogischen Konzepten und deren Erprobung.


Digital Streetwork

Für junge Menschen spielen soziale Medien, wie Facebook, Instagram oder Tik-Tok, eine immer größere Rolle in ihrer alltäglichen Lebenswelt. Jugendliche treffen sich in digitalen Welten zum Spielen, sie tauschen sich auf digitalen Plattformen aus und suchen online nach Informationen. Sie folgen und schaffen neue Trends. Auch viele Menschen mit Zuwanderungserfahrung nutzen intensiv soziale Medien, um sich über die für sie relevanten Fragen zu informieren. Dies zeigt eine Untersuchung unseres Kooperationspartners Minor Kontor gGmbH .

Die Informationen, welche von anderen Nutzenden bereitgestellt werden, sind jedoch oftmals  informell und bergen die Gefahr einer Orientierung an Halbwissen und Falschinformationen. Diesem Phänomen soll im Rahmen des Projekts „JMD digital“ mittels sogenanntem Digital Streetwork begegnet werden. 

Ähnlich wie aufsuchende Arbeit im Stadtteil, gehen bei dem sogenannten Digital Streetwork sozialpädagogische Fachkräfte dorthin, wo die Jugendlichen sich ohnehin aufhalten, nämlich in digitale Räume. Im Rahmen des Projekts soll erforscht werden, wie die jungen Menschen mittels aufsuchender Arbeit in ihrer digitalen Lebenswelt erreicht und mit verlässlichen Informationen versorgt werden können. Konkret sollen durch die Digital Streetworker*innen falsche Inhalte richtiggestellt sowie auf weiterführende Informationsquellen verwiesen werden. Dabei fungiert Digital Streetwork als Brücke zwischen der analogen und digitalen Arbeit, indem gezielt auf Angebote der lokalen Jugendmigrationsdienste sowie andere Hilfsangebote hingewiesen wird.

Durch die aufsuchende Arbeit im vertrauten Online-Umfeld sollen so auch Jugendliche niedrigschwellig erreicht werden, welche bislang keine Angebote der Jugendmigrationsdienste in Anspruch genommen haben.

Digital Streetwork wurde intensiv an den JMD- Standorten Kichheimbolanden, Bad Hersfeld, Freiberg und Dillingen erprobt.


Virtuelle Welten

Im Projekt JMD digital entstand eine virtuelle Welt zur beruflichen Integration. Die entwickelte hypride App basiert auf einer Comic-Story, die den UserInnen den Bewerbungsprozess in Deutschland näher bringt. Die App umfasst die spielerische Simulation eines Bewerbungsgesprächs sowie Hilfestellung beim Erstellen von Anschreiben und Lebenslauf mittels vielfältiger Erklärungen und Checklisten. In dieser App haben die UserInnen die Möglichkeit direkt Kontakt mit einem JMD vor Ort aufzunehmen. 

Besonders durch die interaktive und multimediale Umsetzung sowie den spielerischen Charakter der Simulation soll der Informationsgewinn für die jungen Menschen erleichtert werden. Auf diese Weise können Barrieren und Hemmnisse im Bewerbungsprozess verringert sowie Missverständnisse vorgebeugt werden.

Grundlage für die thematische Wahl der beruflichen Integration bildet die Erfahrung der Mitarbeitenden in den Jugendmigrationsdiensten sowie die Einbindung der Zielgruppe durch Befragungen.

Die Realisierung der digitalen Erfahrungswelt als hybride App erfolgte gemeinsam mit einer erfahrenen Agentur für Gamification: Kastanie eins. 

Der Release der App fand am 6.12.2022 statt:


Zur App geht es hier entlang: www.jmd-apply.de 


Online-Beratung

Online-Beratung ermöglicht durch den orts- und zeitunabhängigen Zugang einen besonders niedrigschwelligen Zugang zu Beratungsangeboten für Ratsuchende im ländlichen Raum. Besonders die schützenden Anonymität der Online-Beratung bietet für viele Ratsuchende den Vorteil, die eigene Situation offener schildern zu können. Als Ergänzung zur analogen Beratungsmöglichkeit erfordert die Online-Beratung spezifische Kompetenzen der Berater*innen. Diese telemedialen Beratungskompetenzen sollen durch zielgerichtete und grundlegende Schulungen und Fortbildungen vermittelt werden. Ziel des Projekts ist es, die Schulung der JMD4you Online-Beratung weiterzuentwickeln und anzubieten, um JMD-Berater*innen für das Beratungsangebot zu qualifizieren und zu motivieren. Überdies wird ein pädagogisches Konzept zur digitalen Teamarbeit entwickelt, welches der Vernetzung der Berater*innen sowie dem kontinuierlichen Austausch dieser dienen wird. So werden beispielsweise Intervisionen der deutschlandweit vertretenen Berater*innen im digitalen Raum möglich werden.  Um die Angebote der JMD4you Online-Beratung bekannter zu machen, besteht eine enge Kooperation mit den Strukturmaßnahmen Öffentlichkeitsarbeit und Digital Streetwork, welche die Online-Beratung über Social Media bewerben.


Öffentlichkeitsarbeit

Die Arbeitsgruppe Öffentlichkeitsarbeit transportiert die Erkenntnisse und Fortschritte aus den Strukturmaßnahmen „Digital Streetwork“, „Virtuelle Welten“ und „Online-Beratung“ in die JMD-Strukturen. Sie bespielen die sozialen Medien, bieten Social Media Sprechstunden für Mitarbeitende an und beziehen so die JMD-Mitarbeitenden in den Prozess der Digitalisierung ein. Dabei geht es auch darum, die vielseitigen Praxis-Erfahrungen der bereits erfolgten digitalen Arbeit von JMD-Mitarbeitenden zu nutzen, um die digitale Struktur der JMD im Sinne der Mitarbeitenden und Ratsuchenden weiterzuentwickeln.

Die Ergebnisse und Erfahrungen aus dieser Maßnahme sind in eine Social Media Guidelines geflossen. Sie umfassen neben Praxisbeispielen, Video-Tutorials und erarbeitetem Know-how die gesammelten Fragen aus der monatlich angebotenen Social-Media-Sprechstunde, zusammengefasst als FAQs. Ziel dieser Guidelines ist es, für die Mitarbeitenden in den Jugendmigrationsdiensten eine Grundlage für die Arbeit mit Social Media zu schaffen.

Social Media Guidelines zum Herunterladen!

 

 

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Wissenschaftliche Begleitung

In der Zeit vom 1.5.22-30.9.22 wurde das Projekt JMD digital vom Institut für E-Beratung (IEB) wissenschaftlich begleitet. Das Team hat sich in drei Fokusgruppen aufgeteilt: Ländliche Räume, digital aufsuchende Arbeit, und Verstetigung der Weiterbildungsaktivitäten in der Online Beratung. 

Die JMD- Statistik zeigt, dass 80% aller JMD im ländlichen Raum vertreten sind. Und insbesondere im ländlichen Raum sind Ratsuchende aufgrund von z.B. Mobilitätsfragen schwer zu erreichen. Daher bergen digitale Angebote gerade hier große Potenziale. Diesen Hintergrund hat Marion Bradl, gemeinsam mit der Fokusgruppe untersucht und Handlungsempfehlungen abgeleitet. 

Digital aufsuchende Arbeit, oder auch Digital Streetwork (DSW) hat uns im Projekt, als eine neue und moderne Beratungsmethode, vor vielfältige Herausforderungen gestellt. Mit der Unterstützung von Mara Stieler des IEB haben wir einen Leitfaden erstellt, der DSW in einen wissenschaftlichen Kontext setzt und den Jugendmigrationsdiensten aufzeigt, wie DSW in der Praxis aussieht und welche Voraussetzungen dafür nötig sind. 

In der Fokusgruppe Verstetigung der Weiterbildungsaktivitäten um Sylvia Engels hat sich das Team darauf fokussiert das Curriculum zur Online Beratung anzupassen und zu erforschen, wie Weiterbildungsangebote in den Jugendmigrationsdiensten zukünftig umgesetzt werden können. 
Koordiniert wurde die wissenschaftliche Zusammenarbeit von Prof. Dr. Robert Lehmann.

Die Leitfäden können hier heruntergeladen werden:


JMD-Standorte, die am Projekt beteiligt waren:



Kontakt

Bei Fragen zu dem Projekt können Sie kontaktieren:

Thomas Wolter
Thomas Wolter

wolter@jugendmigrationsdienste.de
0228 95968-12
Servicebüro Bonn


Förderer

Das Projekt wird aus Mitteln des Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF) und vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) kofinanziert.